Enrico B. und Iris Nußbaum
Sie nahm ihm die Angst.
Sie nahm ihm die Angst.
Im November 2013 machte sich Enrico B. aus Dresden auf den Weg zu koalpha, der Koordinierungsstelle Alphabetisierung im Freistaat Sachsen. Nicht einmal seiner ersten Ehefrau hatte er anvertraut, wie schwer ihm das Lesen und Schreiben fiel. „Es hat mich allen Mut gekostet, zu koalpha zu gehen.“ Dort traf Enrico Iris Nußbaum. Sie reagierte völlig anders als erwartet. „Wissen Sie eigentlich, wie vielen Menschen das genauso geht?“, hat sie ihn gefragt. Enrico wusste es nicht. Also hat ihm Iris Nußbaum die Antwort gegeben: 400.000, allein in Sachsen. „Es gibt überhaupt keinen Grund, sich zu schämen“, sagte sie.
Als Erstes schlug sie ihm vor, die Volks-Hochschule zu besuchen. Enrico erklärte: „Das will ich nicht.“ Vor der Schule hatte er Angst. Dort hatten ihn die anderen Kinder ausgelacht, weil er beim Vorlesen so lange brauchte. Iris Nußbaum hat diese Angst verstanden. Sie fand ein anderes Projekt. Dort gab es kleine Lerngruppen und eine sozialpädagogische Begleitung. Enrico lernte, Wörter in Silben zu zerlegen und die Silben zu lesen. „Das kam mir gleich viel leichter vor.“ Sein Schreiben verbesserte er, als er Bewerbungen verfasste. Die Sozialpädagogin hatte ihm vorgeschlagen, einen Bundes-Freiwilligen-Dienst zu machen. So fing Enrico in der Altenpflege an. Dort hat er seinen Traumjob gefunden.
Heute ist Enrico froh, dass er damals zu koalpha ging. Er trifft Iris Nußbaum manchmal am ALFA-Mobil. Sie freut sich, weil Enrico so selbstbewusst geworden ist. Sie wünscht sich, dass auch die Gesellschaft etwas lernt. „Wenn ein Erwachsener sagt, dass er nicht schwimmen kann, verurteilt doch auch niemand den ganzen Menschen. Wer es lernen will, geht einfach in einen Kurs.“ Beim Lesen und Schreiben, findet Iris Nußbaum, sollte das genauso sein.
Viele Menschen haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Keiner braucht sich dafür zu schämen. Das ALFA-Telefon hilft. Das ist kostenlos. Man braucht seinen Namen nicht zu nennen.
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